artist statement

Utopien müssen nicht realistisch sein

Ich werde oft gefragt, warum ich das Anarchie Zeichen als Unterschrift benutze. Anarchie heißt die Abwesenheit von Herrschaft, auch wenn ich weiß, dass das in der normalen Welt nicht funktioniert, so funktioniert diese Utopie doch auf der Leinwand. Neben nicht funktionierenden Herrschaftssystemen sehen wir uns im Großen konfrontiert mit der Bedrohung einer Klimakatastrophe. Im Privaten kämpfen wir mit den eigenen Unzulänglichkeiten und scheinen nie gut genug. Was wäre, wenn das anders wäre? Diese Frage versuche ich mit einem optimistischen Blick in die Zukunft in meinen Bildern zu stellen. Die Angst vor Frustration hält viele Menschen davon ab, Utopien für sich zu entwerfen. Keine Idee zur Zukunft zu haben ist wohl ein Synonym für Hoffnungslosigkeit. Wie würde die Welt wohl aussehen, wenn wir uns erlauben würden, wieder mehr zu hoffen?

„Eine Weltkarte, auf der Utopia nicht verzeichnet ist, ist es nicht wert, auch nur einen Blick darauf zu werfen.“ schrieb Oscar Wilde. Während draußen in der echten Welt die großen Utopien versagen oder sich sogar ins Gegenteil verkehren, werden sie im Kleinen auf der Leinwand real. Das ist im Grunde das, was Kunst ausmacht. Eine leere Leinwand symbolisiert absolute Freiheit. Grundsätzlich ist alles denkbar, sogar das Undenkbare wird möglich.

Meistens starte ich mit einer vagen Idee, die sich im Prozess verselbstständigt und entwickelt – die Freiheit, die sich aus dem Flow ergibt, ist ein unbeschreibliches Gefühl. Oft bin ich selbst überrascht von dem Ergebnis. Benedict Wells hat geschrieben: Kunst entsteht aus Notwendigkeit- ich fühle wenig mehr als diesen Satz.

Hier findet Ihr ein Interview mit mir im Artistcloseup magazine.

https://www.artistcloseup.com/blog/interview-annkathrin-immler

Was, wenn wir uns selbst limitieren, in dem wir uns auf einen Stil festlegen?

Wird das unserer Welt heute denn noch gerecht? Ich glaube nicht… Expressionistische Darstellungen neben grafischen Elementen finden sich in meinen Bildern ebenso wie impressionistische Stimmungen und Graffiti. Grafikdesign, Mode, Interior Strömungen und Streetart prägen unser Bewusstsein von Ästhetik bewusst oder unbewusst und sind einem permanenten Wandel unterworfen. Durch eine Vermischung auf der Leinwand dessen, was ich um mich herum wahrnehme, versuche ich, den Bezug zur Ambivalenz unserer Zeit herzustellen.